Home | | Das Haupt der Anna
Zu Produktinformationen springen
1 von 1

Günter Krieger

Das Haupt der Anna

Das Haupt der Anna

Günter Krieger - „Das Haupt der Anna“ entführt dich ins Jahr 1500 – ein packender historischer Roman voller Liebe, Verrat und dramatischer Ereignisse. Im Mittelpunkt steht der junge Steinmetz-Lehrling Leonhard, der aus Liebe zu Klara, der Tochter seines Meisters, alles riskiert. Nachdem Leonardo verstoßen wird, führt ihn sein Weg nach Mainz. Dort stiehlt er aus Verzweiflung das legendäre „Haupt der Anna“, eine heilige Reliquie – in der Hoffnung, durch ihren Besitz Anerkennung und Klaras Liebe zurückzugewinnen. Doch der Diebstahl löst eine gefährliche Hetzjagd aus: Ein erbarmungsloser Verfolger setzt alles daran, die Reliquie zurückzubringen.

Mit atmosphärischer Schilderung rheinischer Städte, historischer Tiefgründigkeit und einer fesselnden Mischung aus Liebesgeschichte, Abenteuer und religiösem Drama bietet „Das Haupt der Anna“ Spannung für alle Liebhaber mittelalterlicher Romane. Diese authentische Erzählung aus dem Mittelalter ist ein Muss für alle, die historische Fiktion und dramatische Geschichten lieben.

Seiten: 212

Günter Krieger

ISBN:978-3-96123-045-7

Seiten: 212

Normaler Preis €15,00 EUR
Normaler Preis Verkaufspreis €15,00 EUR
Sale Ausverkauft
inkl. MwSt.
Vollständige Details anzeigen

Günter Krieger

Günter Krieger, 1965 in Langerwehe geboren, lebte als Kind auf Schloss Merode, wo sein Vater als Kastellan arbeitete. Diese frühen Jahre haben ihn so geprägt, dass er eines Tages damit begann, Historienromane zu schreiben. Die meisten seiner Werke sind in der Eifel oder im Rheinland angesiedelt, in vielen spielen Burg und Herrschaft Merode gar wichtige Rollen. Seit 1999 hat der gelernte Krankenpfleger mehr als dreißig Bücher veröffentlicht

Leseprobe

Der hünenhafte Mann, der die Badestube am Kirschgarten
betrat, mochte kaum älter als dreißig Jahre sein, wenngleich die Narbe, die quer durch sein Gesicht lief, ihn um einiges älter machte. Er verharrte an der Türe und ließ
seinen kühlen Blick durch die Stube schweifen. Trotz seines eher grobschlächtigen Äußeren trug er einen vornehmen, braunen Mantel aus gesponnenem Flachs, der wie ein Überwurf auf seiner Schulter lag und durch eine silberne Spange zusammengehalten wurde. Der Faltenwurf seines Gewandes ließ ihn wie eine Gestalt aus einer antiken Sage erscheinen, ein unerbittlicher Feldherr, der über ein Schlachtfeld schaut, in dem die Krieger durch Bäche voller Blut waten. Allerdings waren die Männer dort vor ihm weiß Gott keine mit dem Tode ringenden Kämpfer, sondern vergnügte Badegäste, die sich in ihren Holzzubern mit kichernden Weibsbildern amüsierten. Drei solcher Pärchen waren durch den schwülen Dunst, der die Stube erfüllte, auszumachen.
Der Badewirt, ein kleiner, rundlicher Mann mit kahlem Schädel, kam dem Eintretenden mit erstaunlich großen Schritten entgegen.
»Sieh an, der gute Hans«, parlierte er mit heller Stimme
und rieb sich die fleischigen Hände. »Hat der Herr Dechant
Euch etwa freigegeben?«
»Was geht dich das an?«, brummte der Begrüßte.
Der Badewirt ignorierte den Missmut des anderen.
»Ihr wart ja schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr hier. Ich
dachte schon, der Herr Dechant habe dir die Reinigung deines sündigen Leibes untersagt.« Er blinzelte vielsagend
mit einem Auge.
»Halt’s Maul, du feister Zwerg. Tu lieber deine Pflicht.«
Der Badewirt musste sich weit nach oben recken, um
seinem Gast den Mantel abzunehmen. »Was darf’s denn
sein heute? Ein heißes Bad mit der schönen Loretta?«
»Nein!«
»Oh, ich verstehe. Heute steht Euch der Sinn nach der
rothaarigen Gunda.«
»Nichts verstehst du. Eine Abreibung will ich heute.
Eine Abreibung, nicht mehr und nicht weniger!«
»Oh!« Der Dicke nickte und bedachte den Besucher
mit einem nachdenklichen Blick.
»Was glotzt du mich an? Hab ich mich immer noch
nicht klar genug ausgedrückt? Es gibt auch noch andere
Badestuben in Mainz.«
»Aber mein lieber Hans, so beruhigt Euch doch. Natürlich
bekommt Ihr Eure Abreibung. Folgt mir!«
Er führte ihn zu einer hölzernen Pritsche abseits der
Bottiche und half ihm beim Entkleiden. Die Drohung des
Hans, eine andere Stube aufzusuchen, ließ ihn nicht los.
»Das Geschäft läuft in letzter Zeit nicht gerade gut«,
knurrte er halb zu sich selbst, halb zu seinem Gast. »Die
Leute bleiben aus, weiß der Teufel, weshalb. Hab ich Euch
nicht immer jeden Wunsch erfüllt, und war er auch noch
so ausgefallen?«
»Kein Wunder, dass die Leute dir was husten«, unterbrach
Hans sein Lamento.
»Was wollt Ihr damit sagen?«
»Schau mal her!« Er deutete auf sein Geschlechtsteil,
wo sich ein paar fingernagelgroße Geschwüre
abzeichneten.
Der Badewirt blinzelte mit den Augen. »Was ist das?
Die Franzosenkrankheit?«
»Woher soll ich das wissen? Jedenfalls verdanke ich
diese Schweinerei deinen Mädchen!«
»Meinen Mädchen?« Einen Moment lang schien
es so, als würde der Dicke die Fassung verlieren. Dann
aber holte er dreimal tief Luft und knirschte: »Meine
Mädchen sind sauber. Diese Geschwüre habt Ihr Euch
gewiss in einem der Frauenhäuser geholt, die Ihr, wie
ich wohl weiß, auch nicht eben selten aufsuchst. Lasst
meine Mädchen aus dem Spiel, und hütet Euch davor, in
der Stadt irgendwelche Gerüchte zu verbreiten. Sonst
könnte es geschehen, dass auch dem Dechanten Dinge
über Euch zu Ohren kommen, die er besser nicht wissen
sollte.«
Die Drohung des Dicken rang Hans lediglich ein kaltes
Lächeln ab. Er legte sich auf den Bauch und grunzte
behaglich.
»Hör auf zu quatschen, Zwerg, und sorge endlich für
mein Wohlergehen. Zuerst die Birkenruten!«
Der Badewirt schluckte und entschied, dass es seinem
Geschäft einträglicher war, wenn er die Sache auf sich
beruhen ließ.
»Wen soll ich nun holen? Loretta? Gunda? Oder
Magdalena?«
»Das ist mir gleich. Sag deinen Täubchen nur, sie
sollen nichts weiter als ihre Arbeit tun und mich nicht
erregen. Mein bestes Stück braucht jetzt Ruhe und Enthaltung, damit es wieder zu alter Pracht zurückfindet.«
Kurze Zeit später erschien eine schwarzhaarige
Schönheit neben der Pritsche. Sie trug ein trägerloses
weißes Hemd, das nur wenig verhüllte.
»Wen haben wir denn da?«, hauchte sie verführerisch.
»Warst wohl lange Zeit auf Wanderschaft, he?«
»Hat der fette Zwerg dir gesagt, was du zu tun hast?«
»Oh ja, das hat er.«
»Dann halt dein dummes Mundwerk und beginne
mit der Behandlung! Erst die Ruten. Aber nicht zu fest,
hast du verstanden? Dann abreiben! Am Ende noch eine
Massage.«